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“Wir kennen alle Lösungen, aber sie werden belächelt”

25. Oktober 2023

In Diktaturen wachsen keine Bäume mehr. Diskussion zum Klimawandel

Wie sichtbar sind die Klimafolgen in Ländern wie Myanmar, Uganda, Russland oder in der Türkei schon heute? Und welche Gefahren und Möglichkeiten der Veränderung gibt es noch? Diese Fragen stellten sich unsere Writers-in-Exile-Stipendiaten und Klimaaktivisten bei einer Podiumsdiskussion auf der Frankfurter Buchmesse.

Ist die Klimabewegung zu elitär?

Und schnell wird klar: Die Klimabewegung wird in einigen Ländern wie Uganda als “elitär und westlich” wahrgenommen, wie es Stella Nyanzi ausdrückt: “Wissenschaftler, die sich mit Klimagerechtigkeit befassen, erreichen oft nicht die Herzen der ugandischen Bevölkerung.”

Arshak Makichyan (Klimaaktivist aus Russland), Tobias März (Letze Generation), Sara Schurmann (Moderation, Klima- und Wissenschaftsjournalistin), Ma Thida (Schriftstellerin aus Myanmar), Stella Nyanzi (Schriftstellerin und Aktivistin aus Uganda) und Şehbal Şenyurt Arınlı (Autorin und Dokumentarfilmerin aus der Türkei). Bild: PEN-Zentrum
Arshak Makichyan (Klimaaktivist aus Russland), Tobias März (Letze Generation), Sara Schurmann (Moderation, Klima- und Wissenschaftsjournalistin), Ma Thida (Schriftstellerin aus Myanmar), Stella Nyanzi (Schriftstellerin und Aktivistin aus Uganda) und Şehbal Şenyurt Arınlı (Autorin und Dokumentarfilmerin aus der Türkei). Bild: PEN-Zentrum


Kleine Lichtstrahlen in einer Diktatur

Zugleich betont sie, wie wichtig Proteste für Klimagerechtigkeit sind. Auch wenn sie in manchen Ländern kaum möglich scheinen, “weil wir dann verhaftet, in Gefängnisse gesteckt werden, wo wir lange Zeit verrotten. In Diktaturen, wie Uganda, ist es gefährlich seine eigene Meinung zu äußern. Aber selbst wenn es dunkel und düster ist, denke ich, dass wir zu kleinen Lichtstrahlen werden können.”

Arshak Makichyan im Gespräch mit Sara Schurmann. In der Mitte Tobias März. Bild: PEN-Zentrum

Arshak Makichyan weiß: “Protest “on the ground” ist in Russland ist kaum möglich. Wir müssen versuchen, neue Strategien der Protest- und Aufklärungsarbeit zu finden. Online zum Beispiel.”

Permafrost – und warum Russland den Klimawandel sehr deutlich spürt

Und: “Wahrscheinlich gibt es jetzt mehr Umweltproteste als politische .” Denn: Die Umweltkrise sei etwas, das man in Russland im Alltag deutlich spüre, praktisch vom Fenster aus sehe. “Permafrostböden schmelzen in Russland. Und ein Großteil des Landes liegt in der arktischen Zone. Dass bedeutet auch, dass uns der Klimawandel viel schneller trifft, als andere Teile der Welt. Wir spüren sie.”

Überschwemmungen und Entwaldung in Myanmar

Auch in Myanmar spüre man die Auswirkungen des Klimawandels, sagt Ma Thida. “Nur hat die Militärdiktatur, die im Moment herrscht, kein Bewusstsein für Überschwemmungen, mit denen die Bevölkerung immer wieder konfrontiert ist. Und sie betreibt auch noch eine tiefgreifende Abholzung um ihr Einkommen zu sichern.”

 Heftige Kämpfe wirken sich auf das Klima aus

Myanmar stecke mittendrin in der Frühlingsrevolution, einer Mischung aus friedlichem Protest und bewaffnetem Widerstand als Reaktion auf die Militärherrschaft seit dem Putsch von 2021.  “Die heftigen Kämpfe wirken sich auf das Klima aus, denn das Militär setzt auch ganz direkt Luftangriffe gegen die eigene Bevölkerung ein. Und mächtige Industrieländer unterstützen unser Militär.”

Und Deutschland?

Gerade, weil Deutschland ein privilegiertes Land sei, ohne Krieg, ohne Kämpfe, die ausgefochten werden müssen. “Gerade, weil wir ein reiches, gut ausgestattetes Land sind, sollten wir einen Plan haben für den Klimawandel”, sagt Tobias März von der Letzten Generation.

Stattdessen mahne der Expertenrat für Klimafragen: Deutschlands Klimaziele seien unambitioniert – und noch dazu verfehlen wir sie. “Das fragt man sich schon. Was kann man noch tun. Ich glaube an den zivilen Ungehorsam.”

Auch Sehbal Senyurt Arinli sagt: “Wir kennen alle Lösungen, aber sie werden belächelt und ignoriert.”

Die ganze Podiumsdiskussion gibt hier zum Nachschauen:

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