Am Donnerstag, 16. Oktober 2025, diskutierten auf der Centre Stage der Frankfurter Buchmesse Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft, Psychologie und Literatur über die Verbindung zwischen Klimakrise, Demokratie und Autokratie. Die Veranstaltung wurde von Astrid Vehstedt, Vizepräsidentin und Writers-in-Exile-Beauftragte des PEN Deutschland, moderiert. Das Podium war prominent besetzt mit Prof. Dr. Cornelia Füllkrug-Weitzel (ehemalige Präsidentin Brot für die Welt), Dr. Kira Vinke (Leiterin des Zentrums für Klima und Außenpolitik, DGAP), Ruth Habermehl (Psychologists / Psychotherapists for Future e.V.) sowie der kubanische Schriftsteller Ariel Maceo Tellez, Writers-in-Exile-Stipendiat des PEN. Für die Übersetzung aus dem kubanischen Spanisch sorgte Jutta Schütz.
Den Auftakt machte der kubanische Schriftsteller Ariel Maceo Tellez. Er schilderte die Verbindung zwischen Umweltzerstörung und staatlicher Repression in seiner Heimat und berichtete von massiver Umweltverschmutzung, Wasserknappheit und mangelhafter Infrastruktur, während Proteste gegen diese Zustände systematisch unterdrückt werden. Zugleich wachse – auch durch soziale Medien – das Bewusstsein für ökologische Missstände und die Bereitschaft, öffentlich Kritik zu äußern. Er kritisierte zudem, dass die EU von 2021 bis 2027 insgesamt 150 Millionen € in kubanische Umweltprojekte investiere, dieses Geld jedoch direkt in die Kassen des Regimes fließe.
In der Folge wurde darüber diskutiert, ob autokratische Regime aus der Klimakrise Vorteile ziehen. Prof. Dr. Füllkrug-Weitzel betonte die enge Verflechtung zwischen politischer und wirtschaftlicher Macht in autoritären Systemen, in denen Umwelt- und Sozialstandards häufig zugunsten kurzfristiger ökonomischer Interessen verdrängt werden. Weltweit lasse sich ein „shrinking space“ beobachten, ein Prozess, der zivilgesellschaftliche Handlungsspielräume immer weiter einschränke und kritische Stimmen gefährde. Die Zivilgesellschaft bleibe dennoch eine zentrale Kraft, um Transparenz und Verantwortung von den Regierungen einzufordern.
Dr. Kira Vinke wies darauf hin, dass Naturkatastrophen und Krisensituationen autoritäre Strukturen festigen können. In Zeiten politischer oder sozialer Instabilität nutzten Regierungen Machtvakuums, um Kontrolle auszuweiten und demokratische Institutionen zu schwächen. Zugleich gefährde die Klimakrise auch etablierte Demokratien, da sie gesellschaftliche Ungleichheiten vertiefe und Polarisierung verstärke. Ein Rückzug in autoritäre Denkmuster könne so zu einer ernsthaften Bedrohung für die demokratische Handlungsfähigkeit werden.
Aus psychologischer Sicht hob Ruth Habermehl hervor, dass Vertrauen und Gemeinschaft grundlegende Voraussetzungen für gesellschaftliche Resilienz darstellen. Ihre Organisation arbeitet daran, Klimaengagement emotional zu stärken und Menschen zu befähigen, in der Krise handlungsfähig zu bleiben. Hoffnung werde dabei nicht als naive Haltung verstanden, sondern als notwendige Voraussetzung für kollektives, nachhaltiges Handeln.
Die provokante Ausgangsfrage konnte und sollte auch nicht eindeutig beantwortet werden. Vielmehr machten die Beiträge der Podiumsgäste mit ihren unterschiedlichen Perspektiven sehr nachdenklich in Bezug auf den Umgang mit dem Klima und unseren Ressourcen. Klimaschutz und Meinungsfreiheit hängen untrennbar miteinander zusammen. Autokratische Systeme gefährden beides gleichermaßen, da sie freie Information und zivilgesellschaftliche Teilhabe einschränken. Der Schutz des Klimas beginne daher mit dem Schutz des freien Wortes und den Grundlagen demokratischer Mitwirkung.






