Die Philosophin, Übersetzerin und Essayistin Marcia Sá Cavalcante Schuback ist am 13.11.25 im Staatstheater Darmstadt mit dem 20.000 Euro dotierten Hermann-Kesten-Preis des PEN Deutschland ausgezeichnet worden. Die Ehrung würdigt Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise für verfolgte Autoren sowie für die Freiheit des Wortes einsetzen.
Der Abend wurde durch Grußworte von Najem Wali (Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter des PEN Deutschland), Manuel Stock (Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur), Hanno Benz (Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt) und Michael Landgraf (Generalsekretär des PEN Deutschland) eröffnet. Bereits zuvor hatte sich die Preisträgerin in das Goldene Buch der Wissenschaftsstadt Darmstadt eingetragen.
In seiner Ansprache betonte Najem Wali die „Freiheit und Präzision des Denkens“, mit der Schuback untersucht, wie Sprache instrumentalisiert und in Machtverhältnisse überführt wird, ein Thema von hoher Aktualität angesichts subtiler Erscheinungsformen modernen Faschismus. Im Rahmen der Veranstaltung würdigte PEN Deutschland zudem das langjährige Engagement von Rechtsanwalt Victor Pfaff, Kesten-Medaille des Jahres 1996, der den PEN seit Jahrzehnten in der Writers-in-Prison- und Writers-in-Exile-Arbeit mit juristischem Rat unterstützt.
Die Laudatio hielt Frank Ruda, Professor für Moderne und Zeitgenössische Philosophie an der University of Dundee. Er verstand Schubacks Werk als eine Form philosophischer „Zeiterfassung“: ein systematisches Bemühen, Gegenwart in ihrer Komplexität zu begreifen, auch in einer „ermatteten“ Zeit, die durch Kriege, Gewalt und neue ökonomische Ausbeutungsmechanismen geprägt sei.
In ihrer Dankesrede bezeichnete Schuback die Auszeichnung als besondere Ehre. Philosophie erscheine heute oft marginalisiert, doch „Denken ist Danken“, ein Versuch, sich für die Möglichkeiten einer Welt zu bedanken. Unter Bezug auf ihren Essay Der Faschismus der Mehrdeutigkeit warnte sie vor einer gesellschaftlichen Tendenz zur Verdinglichung des Individuums und der Gleichmacherei im Namen universaler Freiheit und Gleichheit.
Ein digitaler Gruß des Schriftstellers und Übersetzers Aris Fioretos würdigte ihre akademische und künstlerische Arbeit. Claudia Guderian, ehemalige Generalsekretärin des PEN Deutschland, erläuterte Ursprung und Bedeutung der Hermann-Kesten-Medaille. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Tiange Wang an der Gitarre.
Zum Abschluss des Abends diskutierten Marcia Sá Cavalcante Schuback und Najem Wali über das Verhältnis von Literatur und Politik, moderiert von Volker Stephan, der durch die gesamte Veranstaltung führte.


















